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Mein Verhältnis zu Zahlen im allgemeinen
Zahlen sind für mich unglaublich vielseitig und spannend. Sie ermöglichen es uns die Welt um uns herum in ihrer ganzen Vielfalt und Komplexität zu erfassen. Und sie ermöglichen es uns auch, diese Vielfältigkeit nach Mustern zu untersuchen und so begreif- und wahrnehmbar zu machen. Das ist spitze.
Zahlen begleiten mich auf diese Weise auch beruflich stetig. Ich führe als Beraterin bspw. viele Prozess- und Wirkungsevaluierungen für Projekte durch, mache Befragungen, erstelle Statistiken. Die Zahlen geben dabei interessante Einblicke in einen Status-Quo als Gesamtüberblick. Und dazu noch gute Anhaltspunkte für weitere Erhebungsschritte, wie bspw. teilnehmende Beobachtungen, Interviews und Fokusgruppen, um in die Tiefe zu gehen. So entstehen aussagekräftige Einblicke in Prozesse, die es ermöglichen den Weg anzupassen, einen Fokus zu setzen, eine Kurskorrektur vorzunehmen und noch besser weiterzuarbeiten.
Generell ist mein Verhältnis zu Zahlen also sehr gut und entspannt, fast schon liebevoll. (Abgesehen vielleicht von solchen Momenten, in denen das Auswertungsprogramm ein Eigenleben entwickelt. 😉 )
Mein bisheriges privates Verhältnis zu Zahlen auf Social Media
Wenn ich von Social Media spreche, dann meine ich in erster Linie Facebook und Instagram. Das sind die Plattformen auf denen ich mich bewege. Und auch hier war und ist mein privates Verhältnis zu Zahlen bisher eigentlich sehr entspannt.
Facebook als Möglichkeit mit Freunden auf der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben
Facebook war und ist für mich die einzige Möglichkeit mit allen Freunden und Bekannten, trotzdem sie international verteilt sind weiterhin in Kontakt zu bleiben. Bei Postings war ich sogar eher verwundert darüber, wenn mal besonders viele Likes kamen. Und irgendwie war ich auch wenig verwundert darüber, wenn bei etwas gar keine waren, weil ich von Freunden wusste, dass ihnen bestimmte Posts nicht im Feed angezeigt werden. Vornehmlich solche mit „ernsteren“ Themen. Also war die Anzahl der Likes bei Posts eigentlich für mich eher nichtssagend.
Bei der Anzahl der Freunde auf Facebook hatte ich bisher auch eher das Bedürfnis, die Zahlen auf meinem privaten Profil sogar tendenziell lieber überschaubar zu halten. Ich vernetze mich bewusst nur mit den Menschen, mit denen ich schöne Erinnerungen teile, mit denen mich etwas verbindet, die mir am Herzen liegen. Hier war ich irgendwann erstaunt, dass auf meinem Facebook-Profil auf einmal über 1000 Freunde waren.
1000 Leute, puh, ganz schön viele, kenne ich die alle? Dann wollte ich „ausmisten“. Ich wunderte mich also eher über eine hohe Freundeszahl und hatte hier sogar das Bedürfnis die Zahlen zu reduzieren. Also bin ich die Liste mal durchgegangen. Dabei habe ich dann aber festgestellt, dass es sich bei jedem einzelnen Menschen auch im „wahren Leben“ um Freunde oder wenigstens gute Bekannte handelt. Bewusst hatte ich um mich herum nie diese riesige Zahl an Menschen wahrgenommen. Sehr spannend. Und natürlich auch wunderbar, dass ich mit so vielen einzigartigen Personen gemeinsame Erinnerungen teile und mir so viele Menschen nahe sind.
Einige davon sind aus der Schulzeit oder Studienzeit. Leider nicht mehr viele aus dieser Zeit, weil ich irgendwann früher tatsächlich einmal die Freundesliste auf jene Menschen reduziert habe, mit denen ich im „wahren Leben“ mindestens wöchentlich real zu tun hatte. Diese Idee hat sich ziemlich schnell wieder relativiert, leider habe ich dann nicht mehr alle wiedergefunden (also falls wir einmal gemeinsam zur Schule gegangen sind oder studiert haben oder in einem Verein waren: adde mich gerne wieder, es war nicht böse gemeint, sollte ich dich damals entfernt haben 🙂 ).
Viele der aktuell über 1000 Menschen mit denen ich über Facebook in Kontakt bleibe, sind aus der künstlerischen Musik „Samba-Welt“ in der ich einen Großteil meiner Freizeit verbringe und viel für Auftritte in Europa herumreise. Hier darf ich immer viele, viele wunderbare Menschen kennenlernen und mit ihnen Zeit verbringen, tanzen und Musik machen. Diese Menschen sind auf der ganzen Welt verteilt und Facebook ist für mich eigentlich die einzige Möglichkeit irgendwie in Kontakt zu bleiben (unvorstellbar als Alternative bspw. wöchentlich über 1000 Nachrichten zu schreiben und zu bekommen).
Mit all diesen Menschen verbinden mich wunderbare Erinnerungen stellte ich bei der Durchsicht fest, warum also ausmisten? Und so habe ich mich dann mit dieser Zahl angefreundet. Über 1000, warum nicht. Wo steht festgeschrieben, mit wie vielen Menschen wir uns im Leben verbinden können? Und ich freue mich immer, jede:n einzelne:n wiederzusehen und wir verbringen immer eine wunderbare Zeit. Damit steht diese hohe Zahl für mich für viele schöne Erinnerungen.
Instagram als Möglichkeit, um andere zum Lächeln zu bringen
Auf Instagram habe ich vor ein paar Jahren nur ein Profil erstellt, weil ich Menschen mit meinen Pareidolie-Bildern gern ein Lächeln bescheren wollte. Von diesem Profil auf dem es Fotos von Dingen mit Gesichtern zu sehen gibt, kenne ich auch gar keine Zahlen. Keine Ahnung wie viele Follower ich habe, wie viele Likes die Bilder haben oder wie vielen ich folge. Ich interagiere mit diesem Profil auch nicht mit anderen, ich teile einfach nur meine Fotos und die Fotos von Menschen, die sie mir dafür schicken. Und ich freue mich, dass ich andere damit zum Lächeln bringe.
Irgendwann habe ich auch mal ein Profil mit meinem Vornamen eingerichtet, um weitere Dinge teilen zu können, die nicht zu dem Profil surrounded_by_faces passten. Hier habe ich ab und an bspw. Bilder geteilt, die ich bei Spaziergängen oder ähnlichem aufgenommen habe und die einen anderen Blickwinkel auf die Stadt zeigten. Aber auch hier weiß ich nicht, wieviele Follower ich habe oder Likes. Und ehrlich gesagt, war ich auf dem Profil auch schon lange nicht mehr online.
Wie also war mein bisheriges Verhältnis zu Zahlen auf Social Media?
Wenn ich es also genau betrachte, dann war mein bisheriges Verhältnis zu Zahlen auf Social Media definitiv ein entspanntes und auch ein gutes. Sie haben mich nur wenig interessiert und ich habe sie eher ausgeblendet, weil für mich andere Dinge auf den Plattformen im Zentrum standen: Mit Menschen in Kontakt bleiben, jemanden zum Lächeln bringen, andere Blickwinkel teilen. Oder aber sie haben mich daran erinnert, wie glücklich ich mich schätzen kann, mit so vielen wunderbaren Menschen in Kontakt sein zu können.
Mein jetziges Business-Verhältnis zu Zahlen auf Social Media
Zahlen auf Social-Media mit Business-Profilen, da sieht das ganze gefühlt schon etwas unentspannter für mich aus. Obwohl, eigentlich auch nicht von Beginn an, wenn ich es mir recht überlege und das ist eigentlich noch gar nicht lang her. Bis Anfang Mai 2021 hatte ich keinen Social Media Auftritt von beruflicher Seite. Klar, ein Xing und ein LinkedIn-Profil gabe es schon. Aber alles war eher gestaltet wie eine „Online-Visitenkarte“ und kein Interaktionsraum. Es gab von mir im Netz auch nur eine sehr spartanische Homepage.
Kund:innen und Kooperationspartner:innen kamen über Empfehlungen zu mir. Das ist natürlich super, aber gleichzeitig habe ich mich irgendwie auch nie so richtig nach außen präsentiert mit meinen beruflichen Leidenschaften. Und im Zuge von The Blog Bang von Judith Sympatexter habe ich es im Mai 2021 dann endlich gewagt aus meiner Komfortzone zu hüpfen. Aktuell bin ich nicht nur dabei meine Homepage zu erneuern, sondern habe auch eine Facebook-Seite und ein Instagram-Profil für mein Business erstellt. Auch hier habe ich mir zu Beginn gar keine Gedanken über die Zahlen gemacht als ich gestartet bin. Aber die Plattformen haben da ganz andere Dynamiken sobald es um Business geht habe ich festgestellt.
Facebook als nicht enden wollender Strom automatisierter Optimierungsratschläge
Facebook war für mich vor Fertigstellung meiner neuen Homepage – auf der endlich auch ein Blog seinen Platz hat – einfach eine Möglichkeit für mich die Blog-Artikel zu veröffentlichen (auch so aufregend!). Ohne es zu wollen, war hier allerdings von Beginn an das Thema der Likes relevant.
So hatte ich am Anfang riesige Probleme, weil Facebook mir nicht erlaubt hat aus meinem Profil eine Seite zu „klonen“. Auch konnte ich niemanden (bis heute nicht) einladen, mein Seite mit „gefällt mir“ zu markieren und das Abonnieren hat scheinbar auch nicht immer funktioniert. Mich beschäftigten also auf einmal diese Themen wie Likes und Zahlen von Abos aus dem Grund, weil mir verunmöglicht wurde meine Seite überhaupt wirklich „herzuzeigen“. Und beim Versenden per Nachricht wurde ich aufgrund von Spam Verdacht gesperrt. Sehr spannend.
Umso nerviger wurden dann natürlich für mich all die Tipps, die Facebook mir ständig schickt und anzeigt: welchen Beitrag ich bewerben soll und wie viele Leute ich dann damit erreichen kann, welchen Gruppen ich beitreten soll usw. Puh, ganz schön stressig. In Kombination mit der Unmöglichkeit des aktiven Teilens, gingen mir diese Zahlen ziemlich schnell auf den Senkel, obwohl sie mir eigentlich wurscht sind. Einfach, weil die Hinweise allgegenwärtig sind. Das sorgt momentan tatsächlich dafür, dass ich nur noch selten auf meine Seite klicke. Die Lust einen Post zu machen ist auch nicht riesig.
Falls es eine Möglichkeit gibt all diese Hinweise und Zahlen auszublenden: Bitte gerne immer her mit den Tipps!
Instagram als Paradies der Social-Media Expert:innen
Das Profil auf Intagram ist für mich eine Möglichkeit, um der Welt zu zeigen, was ich für ein Mensch bin. Dazu gehört auch ein Stück weit zu zeigen, welche Leistungen ich als Coach, Trainerin und Beraterin anbiete. Klar, denn das macht als Selbstständige einen großen Teil meines Mensch-Seins aus. Vor allem ist Instagram aber für mich eine Möglichkeit, um meine Gedanken mit anderen zu teilen. Um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.
Auf Instagram war ich wegen meines neuen Profils die ganze Zeit so aufgeregt, dass ich mich allein über das Posten schon total gefreut habe. Und in meinen Gedanken war und bin ich damit beschäftigt mir zu überlegen, was ich den Menschen, die ich da erreiche an sinnvollen Impulsen, Content und spannenden Ideen mit auf den Weg geben möchte. Auf Instagram gibt es auch keine oder nur wenige automatisierten Tipps und Hinweise zur zahlenmäßigen Optimierung. So fiel es mir zunächst leichter, mich auf mein Gefühl und meine „Lust“ zu fokussieren.
Aber auf Instagram sind es dann recht bald Social Media Marketing-Expert:innen, die einen mit Optimierungsangeboten kontaktieren. Und das sind wirklich gute Tipps und Tricks, die man lernen kann, tolle Hinweise und wertvolle Erfahrungen. Ich habe nach der Erstellung meines Profils unzählige Nachrichten bekommen. Der Inhalt in etwa immer wie folgt: super, dass du jetzt auf Instagram bist, dein Profil find ich toll, Lust innerhalb kürzester Zeit tausende Follower und Kund:innen zu bekommen?
Als neugieriger Mensch habe ich hier und da auch mal hin und her geschrieben und habe Gespräche geführt. Und ich war sogar kurz davor, mir Expertise einzukaufen, weil ich irgendwann das Gefühl hatte, nur wenn ich das JETZT mache, dann habe ich eine Chance die richtigen und die meisten Follower zu bekommen und dann zu verkaufen, zu verkaufen, zu verkaufen. Und da meldete sich mein Bauchgefühl bei mir. Sehr, sehr laut. Und fragte mich: Bist das wirklich du? Und natürlich, man könnte jetzt sagen, dass das Bauchgefühl wenn es ums Business geht, lieber nicht mitreden sollte. Aber ich bin da anderer Meinung. Übrigens auch viele CEOs dieser Welt, insbesondere von Startups und Kleinen und Mittelständischen Unternehmen (KMU).
Und wie geht es mir jetzt mit den Zahlen?
Das Bauchgefühl kann nur dann gefährlich werden, wenn ich es nicht verstehe. Wenn ich aber ein gutes Verhältnis zu ihm habe, mit meiner inneren Stimme in Dialog komme, dann ist es ein super Berater.
Also habe ich mich quasi mit meiner Intuition an einen Tisch gesetzt und geschaut, was sie zu sagen hat: „Das Angebot war sehr gut, der Mensch dahinter ist sympathisch, es kann uns helfen.“ Das waren die Pros in Einklang mit dem Kopf. Und dann kamen die Kontras: „Das bist nicht du, du hast dich noch nie auf den von allen schon festgefahrenen Weg begeben, dein Ziel liegt doch ganz woanders, in einem engen Korsett können wir nicht atmen, leb lieber deine Kreativität aus, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mal, verkopf dich nicht, Zahlen sind auch nur relativ, hol dir lieber inhaltlich und intrinsisch weiter deine Motivation, sonst hältst du nicht lange durch.“
Dieser Dialog ging nicht von heute auf morgen, sondern über mehrere Wochen. Auch, weil ich unglaublich viel zu tun hatte und nichts überstürzen wollte. Und am Ende habe ich mich gegen den Einkauf dieses Services entschieden. Für mich jedenfalls fühlt es sich aktuell, in dieser Situation und zu diesem Zeitpunkt so richtig an. Und wer weiß, vielleicht wird eine professionelle Optimierung dann etwas später interessant für mich.
Aber jetzt gerade denke ich mir: alles richtig gemacht! Und nach dieser Reflexion ist nun auch mein Verhältnis zu Zahlen auf Social Media wieder gerade gerückt und entspannt. Und die Profile fühlen sich weiterhin nach „meins“ an. Nach einem ganz persönlichen Spielplatz zum Herumtoben, Ausprobieren und um mit wunderbaren Menschen in Kontakt zu kommen.
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